Was ich aus der Erfahrung mit den Schwierigkeiten, die ich mit Figo in den ersten 1,5 Jahren gelernt habe…“ Urteile nie über Hunde und deren Halter, wenn du sie nicht kennst!“. Oft sieht es für Außenstehende furchtbar aus, wenn sie miterleben, wie ein anderer Hund wie ne wilde Bestie auf einen zurennen und der Halter am anderen Ende der Leine, mit aller Kraft dagegenhalten will. Da sei mal davon abgesehen, aus welcher Motivation heraus der Hund das tut. Da ich diese Situation nur zu gut kenne und auch weiß, wie man sich in solchen Situationen fühlt und nachdem man einen katastrophalen Spaziergang hinter sich gebracht hat, einfach nur heulen will, denke ich nur noch eines über solche Situationen: „Denen musst du helfen!“ , aber wie!? Man will ja auch nicht wie ein Klugscheißer auf der anderen Seite stehen und irgendwas rüberrufen, denn 1. weiß man nicht, was dazu geführt hat, dass der Spaziergang so „hinter sich gebracht“ wird und 2. noch viel wichtiger, die Personen sind viel zu sehr mit sich und ihrem Vierbeiner beschäftigt, dass sie sowieso nichts wahrnehmen. So habe ich Colja, kennengelernt und ich wusste welche emotionale Belastung die Person am anderen Ende der Leine durchmachte. Wie kommt man an solche Personen ran, wollen sie überhaupt Hilfe und tritt man ihnen vielleicht zu nahe, wenn man Hilfe anbietet, alles Fragen, die mich beschäftigten. Zum Glück stellte sich bald heraus, dass wir, Coljas Frauchen und ich, eine gemeinsame Bekannte haben. Ich bat sie damals, falls es erwünscht wäre, meine Telefonnummer an die Hundebesitzerin weiterzugeben. Und dann passierte eine Weile nichts. Ich konnte immer mal aus der Entfernung sehen, dass sich nichts besserte. Im Schutz eines dicken Baumes wurde abgewartet, bis die Hunde sie passiert hatten, um dann den Weg ohne größere Eskalation fortzusetzen. Ja, ich weiß, man wird im Laufe der Zeit erfinderisch, was die Sichtschutzsuche angeht, man stellt sich hinter Bäume, will sich hinter das nächste parkende Auto retten, dreht ab um dem Ganzen komplett aus dem Weg zu gehen oder man versucht den Hund irgendwie anders abzulenken. Sicherlich nicht die besten Lösungen, aber um manche Situation für sich und den Hund zu entschärfen erstmal hilfreich, jedoch auf Dauer keine Lösung. Und dann kam DIE Nachricht und ich bin heute so froh und dankbar, dass sich das Frauchen ein Herz gefasst und geschrieben hat, weil ich diesen Hund kennenlernen durfte und das nette Frauchen dazu. Aus der Nachricht, konnte man viel lesen, aber vor allen Dingen, Resignation. Ein Zustand, der damals schon recht festgefahren schien. Wir verabredeten uns Zu ihrem ersten „Blind Date“ mit mir. Eine Bezeichnung die Coljas Frauchen damals benutzte, was ich äußerst witzig fand, mir aber heute genau das bestätigt was ich selber damals empfunden habe. Man nimmt nichts wahr, und obwohl wir uns oft begegnet sind, betitelte sie das erste Treffen so, weil sie nicht wusste, wer ich war. Ich muss noch ganz kurz erwähnen, dass damals in Aussicht stand, dass mein Hundetrainer hier bei uns ein Seminar geben wollte, und ich ihr die Möglichkeit geben wollte daran teilzunehmen. Wir trafen uns also, jedoch leider ohne ihn, den Eisbären. Sie wollte mich mit Figo erstmal kennenlernen, denn viel reden kann man, aber man muss es auch beweisen können. Wir hatten einen tollen ersten Spaziergang und mein Großer zeigte sich von seiner besten Seite, zum Glück. Natürlich hatte ich Sorge, dass was nicht so laufen könnte, wie man sich es vorstellt, aber er war mein souveräner Begleiter, mein Anschauungsobjekt. Sie stimmte einem zweiten Treffen zu, an dem ich Colja kennenlernen konnte, ohne Figo! Ich wollte nur begleitend an dem Spaziergang teilnehmen, um ihr zu sagen, wie ungefähr der Trainer wann reagieren würde, um sie darauf vorzubereiten und als Stärkung an ihrer Seite. Da kam er nun auf seinem Anwesen, auf das Gartentor zugerannt und pöbelte, was das Zeug hielt. Ich hab vergessen zu erwähnen…Colja, ein Kuvasz, ein Herdenschutzhund…! Ein tolle Erscheinung, ehrlich aber bei dem ersten Anblick wusste ich, dass er mich nicht „angehen“ würde…zum Glück hatte ich schon das eine oder andere von Körpersprache gehört. Der Spaziergang konnte also starten. Ja, und wie der startete, er ging mit ihr. Es war ein Spaziergang mit vielen Eindrücken, die mir aber sagten, von Grund her ist er nicht böse, ihm fehlte, so wie Figo damals die richtige Führung. Zum dritten Treffen durfte dann Figo mit. Für mich eine Situation, die mir keine Sorgen machte, ich glaube für die Hundehalter damals einer der schwersten Treffen. Es gab ja nicht wirklich vernünftige Kontaktaufnahmen und Colja und ein anderer Rüde??? Sie gingen vor und ich holte meinen Großen aus dem Auto…, natürlich wollte Colja hin und klären, wer der Schärfste ist, aber es wurde unterbunden. Wir gingen einfach, irgendwann war Figo ab und schnüffelte neben Colja im Gras, für die Besitzerin ein Moment in dem ihr der Atem stockte, für die beiden das Normalste auf der Welt. Klar haben sie sich beschnuppert und Colja wollte frech toben. Ganz ruhig aber deutlich genug für den Eisbären, hat Figo geknurrt und gesagt: „Lass das,Kleiner!“ Und er hat es verstanden. Es war ein ganz normaler Spaziergang zwischen Hundehaltern und ihren vierbeinigen Begleitern, so wie es sein muss. Das funktioniert nicht immer und ich hätte das auch nie zugelassen, wenn ich meinen Hund nicht kennen würde und einschätzen könnte, aber so konnte ich den beiden zeigen, dass es klappt. Heute gehen, wir mind. 1 x die Woche, das Training haben sie absolviert, ist es besser geworden!? Ja, definitiv, aber es ist noch ausbaufähig, das steht fest. Wer sich am meisten entwickelt hat, dass ist nicht Colja, nein, dass ist Katrin, sein Frauchen. Und auch wenn sie ab und zu verzweifelt, ich sehe es mit etwas mehr Abstand, es hat sich so vieles gebessert. Sie ist souveräner im Umgang geworden und wenn er mal in der Leine gehangen hat, naja, dann resignierst sie nicht sofort, sondern versucht die Situation zu verstehen, warum es so gekommen ist. Pöbelnde Hunde hinterm Zaun sind fast gar kein Problem mehr, Colja reagiert zwar, aber Katrin weiß was in dieser Situation zu machen ist. Und das ist wichtig, eine Lösung finden und sie ihm anbieten. Kleine, freche Hunde sind auch nicht mehr das Problem und klar gibt es immer mal doofe Tage, aber davon lässt sie sich nicht mehr runterziehen. Getreu nach dem Prinzip „Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen“, werden wir sicherlich noch einige Tage erleben die mal nicht so rosig sind aber , und da bin ich mir sicher, auch wenn du mir manchmal nicht glaubst, diese Tage werden immer weniger werden. Sie werden nie gar nicht mehr sein, denn es sind Hunde, keine Roboter die auch mal nen schlechten Tag haben, so wie wir, die am anderen Ende der Leine hängen, das hat mir mein Tag heute auch wieder bewiesen. Also, Katrin, gib nicht auf, erfreue dich an den tollen Erlebnissen mit Colja und lass dich von den doofen Erlebnissen und irgendwelchen imposanten Bildern im Inernet nicht runterziehen. Du hast einen tollen Hund, Colja, deinen Eisbären.